Mittwoch, 4. August 2010

Hat MP3 unsere Hörgewohnheiten verändert?



Ich erinnere mich noch an 1983, die Schallplatte und die Compact-Cassette waren die Tonträger der damaligen Zeit. Tonbänder waren langsam out, zu groß, nicht portabel. Eine Audiocasette passte schon mal in die Schultasche oder auch ins Handschuhfach im Auto. Man hörte eine Cassette meistens von Anfang komplett bis zum Ende an. Titel überspringen war nicht so einfach, da auf dem analogen Medium keine einheitliche Information für den Anfang und das Ende eines Musiktitels vor lag. Manche Geräte konnten während des Spulens die Pausen zwischen den einzelnen Titeln erkennen, das funktionierte aber nicht immer. Zudem kostete das Spulen des Bandes Zeit. Zeit, währenddessen keine Musik wiedergegeben wurde.

Bei der Schallplatte war es ähnlich, die Nadel wurde auf die rotierende Kunstoffscheibe aufgesetzt und man hörte meistens eine Seite komplett durch. Einzelne Titel anzuspringen war hier etwas einfacher. Der Tonarm wurde - meistens manuell - angehoben und über dem nächsten Titel positioniert. Die waren aufgrund der Rillenanordnung auf der Schallplatte meistens auch optisch gut zu erkennen. Aber auch das kostete Zeit.

Erst die CD brachte Mitte bis Ende der 80er Jahre die Möglichkeit, Titel einer CD einfach und schnell zu überspringen. Hier kam es schon einmal vor, dass ich beim Hören einer CD bestimmte Titel eines Interpreten immer übersprang. Ich konnte es bequem im Sitzen mit der Fernbedienung mit einem Knopfdruck machen. Klick - und weiter mit dem nächsten Titel. Meine Hörgewohnheit änderte sich.

Und heute, im Zeitalter von MP3 und digitaler Downloads?
Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich ein digiales Album selten komplett anhöre. Ich springe hin und her, nutze Shuffle- und Mix-Modes der kleinen digitalen Abspiel-Alleskönner.
Ob ich mich mal wieder wirklich eine Stunde lang in einen Sessel setzen werde und mich ganz einem Album eines Künstlers hingeben kann? Ohne Zappen, ohne Klicken?

Vielleicht liegt es am Speichermedium und an der verwendeten Technik mit dem Luxus der elektronisch gesteuerten Kontrolle über die Wiedergabe. Vielleicht liegt s aber auch an der Musik und den Interpreten der heutigen Zeit.

Wer weiß...


2 Kommentare:

stef hat gesagt…

Vielleicht liegts aber auch an der heutigen Zeit, in der Menschen immer mehr verlernen sich auf eine Sache längere Zeit zu konzentrieren.

Fast food und schnell wechselnde Reize spielen da sicher heutzutage auch eine Rolle.

Können und wollen wir uns noch auf klassische Weise berieseln lassen?

Stefan Ziegler / [int'ju(:)itiv] hat gesagt…

Ja, das ist sicher auch ein interessanter Aspekt. Ein gutes Beispiel bieten da auch Filme. Früher gab es lange Kamerafahrten, teilweise nur eine Kameraposition (wie bei Hitchcock), heutzutage läuft alles im MTV-Stil: 3 Sekunden - Schnitt - 3 Sekunden - Schnitt.